Kurzzusammenfassung: Geheime Dokumente über Militäreinsatz in Afghanistan

Die heute erscheinende Ausgabe des SPIEGEL berichtet vorab über 92.000 geheime Berichte des US-Militärs, die der Onlineplattform Wikileaks zugespielt worden sind und die komplett online verfügbar gemacht werden sollen. Ich habe den entsprechenden Artikel bereits gelesen und kann das Heft, das ab heute am Kiosk zu kaufen sein wird, nur empfehlen.

Zeitgleich veröffentlichten ebenso die New York Times und die britische Zeitung The Guardian Zusammenfassungen der Berichte. Alle drei Magazine arbeiteten zum ersten Mal auf diese Art zusammen und erhielten Einblicke in Geheimdokumente und Militäraufzeichnungen, in Berichte über erfolgreiche Einsätze und Pannen, ebenso erhielten sie Informationen über Agententreffen und abgehörte Telefongespräche, sowie vorläufige Opferzahlen. Einige der Berichte wurden als streng vertraulich eingestuft, wodurch auch befreundete Militärs oder andere Bereiche der Armee keinen Einblick erhalten haben.

Die Dokumente belegen, dass die Einsätze vor allem im Norden Afghanistans – im Einsatzgebiet der Bundeswehr – immer brenzliger werden. Vor allem die afghanischen Polizisten und Militärs im nördliche Teil scheinen vermehrt zu Opfern von Aufständischen und Taliban zu werden. Allein in den letzten drei Jahren starben über 2.500 afghanische Sicherheitskräfte. Die Berichte enthalten ebenso Informationen über eine sog. „Joint Prioritized Effect List“ (JPEL); eine Liste mit gejagten Taliban und anderen Feinden, die nach Prioritäten sortiert sind. Es werden Task Forces erwähnt, dessen Soldaten keine Namen an den Uniformen tragen, ihre Befehle direkt vom Pentagon erhalten und eben jene JPEL „abarbeiten“ müssen. Oft gelingt es ihnen allerdings, ihre Gegner lebend zu erwischen, was für sog. „High Value Targets“ i. d. R. nicht gilt. Auch Informationen über Fehlschläge sind vermerkt, die Todesfälle in der Zivilbevölkerung verursachten und somit den Hass der Einwohner provozierte. Entsprechender Hass wurde durch Geldzahlung von Talibannahen Gruppen unterstützt, die der Bevölkerung bis zu 700 Dollar bezahlten, sollten diese die logistischen Arbeiten des Militärs behindern oder gar zerstören. Die Berichte enthalten auch harte Anschuldigungen gegenüber Pakistan. Das Land soll massiv die Taliban unterstützen und auch dazu aufrufen, indische Bürgerinnen und Bürger (Indien gilt als Erzfeind Pakistans) in Afghanistan zu töten. Auf über die Bundeswehr ist einiges zu lesen, wie z. B. der Tankerangriff vom September 2009. Mehr dazu im aktuellen SPIEGEL.